Sonntag, 24. April 2011

Unvermittelt fällt mir auf, wie dicht Fröhlichkeit und Traurigkeit beieinanderliegen. Wie eng sie miteinander verbunden sind. So ein schmaler Grat, eine hauchdünne Grenzlinie, die mitten zwischen den Gefühlen flattert und das Territorium exakter Gegensätze verwischt. Die Bewegung ist minimal, wie der Faden einer Spinne, der unter einem Regentropfen zittert. Hier, im Augenblick des Lachens, das Bauch und Wangen schmerzen lässt, sodass ich mich mit zusammengekrampftem Magen und angespannten Muskeln auf dem Bett krümme, wird mein Körper von Gefühlen gebeutelt und überschreitet plötzlich die Markierung, nur ein winziges bisschen, hinein in die Traurigkeit. Nun strömen Tränen der Trauer über meine Wangen, während mein Bauch weiter vor Fröhlichkeit schmerzt.

Wie schnell der Augenblick der Liebe sich in einen Augenblick des Hasses verwandeln kann. Eine Bemerkung die alles verändert. Liebe und Hass wachsen auf demselben Boden. Ich denke daran, wie ich in meinen finsteren Momenten, in der schlimmsten Angst oft den größten Mut bewiesen habe. Wenn wir uns am schwächsten fühlen, mobilisieren wir ungeahnte Kräfte, und von ganz unten steigen wir höher hinauf, als wir es uns je hätten träumen lassen. All diese Gegensätze grenzen so dicht aneinander. Und wie schnell das eine ins andere umschlagen kann. Hoffnungslosigkeit verwandtelt sich durch das Lächeln eines Wildfremden ins Gegenteil, aus Zuversicht wird Angst, nur weil wir einen kurzen Augenblick Unbehagen verspüren.
Alles ist im Fluss: Etwas sprudelt an die Oberfläche; schon ein leichtes Schütteln, ein winziges Zittern kann im Nu das Unterste zuoberst kehren. So groß ist die Ähnlichkeit zwischen unseren Gefühlen.
Ein Schleier hängt zwischen zwei Gegensätzen, dünn, durchsichtig, nur ein Hauch, der uns warnen soll - und trösten. Jetzt bist du voller Hass, aber schau durch den Schleier, und dort erkennst du die Möglichkeit zu lieben. Jetzt bist du traurig, aber wenn du auf die andere Seite hinüberblickst, entdeckst du das Glück. Von absoluter Gelassenheit ins völlige Chaos - der Wechsel vollzieht sich so rasch, in einem winzigen Augenblick.

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